Jesus wird von Maria und Marta zu Lazarus, ihrem kranken Bruder, gerufen (vgl. Joh 11,1-45). Jesus ist eng mit den drei Geschwistern befreundet. Trotzdem macht er sich erst nach zwei Tagen auf den Weg. Als er endlich ankommt, liegt Lazarus bereits vier Tage im Grab. Marta geht Jesus entgegen und begrüßt ihn vorwurfsvoll: „Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben!“
„Wärest du hier gewesen …!“ Haben wir in der gegenwärtigen Situation unserer Gesellschaft, bei all dem, was gerade in den letzten Wochen wieder an Schrecklichem geschehen ist, nicht auch manchmal den Eindruck: Gott ist – leider – nicht dabei! „Wärest du hier gewesen …!“ Auch im persönlichen Leben kann dieser Vorwurf laut werden.
Doch Jesus rechtfertigt sich nicht. Sowohl Marta als auch uns sagt er: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.“ Dann kommt die entscheidende, die persönliche Frage: „Glaubst du das?“
Christlicher Glaube ist nicht eine bestimmte Art von Weltsicht, keine Weltanschauung. Es geht vielmehr um die Frage: Setze ich in meinem Leben konkret und radikal auf Gott? Vertraue ich IHM? Glaube ich, dass Gott es tatsächlich gut mit mir meint? Setzte ich darauf, dass mein Leben nicht nach 70, 80 oder 90 Jahren beendet ist, sondern, dass ich beispielsweise 70 Jahre plus ewig lebe?
Den Glauben an die Verheißung Christi, dass ER das Leben ist, den Glauben an die Auferstehung und die Macht Gottes, die stärker ist als der Tod, gilt es zu bezeugen:
Für Christen gibt es keine hoffnungslose Situation. Auch wenn wir keinen Ausweg sehen – vor Gott und für Gott hat alles einen Sinn beziehungsweise erhält durch IHN Sinn und Perspektive. Menschen, die sich darauf einlassen, können es wagen, Ohnmacht und Schmerz auszuhalten. Auch in schweren Zeiten können sie dennoch nach vorn schauen. Christliches Leben ist Leben in und aus der Hoffnung.
-Diakon Roger Uhrig