Wort zum Sonntag für den 23.09.2018
Das Wort zum Sonntag
Frieden, Peace, Pace...
Am vergangenen Freitag war der Internationale Tag des Friedens. Manche waren vielleicht an diesem Tag bei einem Friedensgebet ihrer Gemeinde, manche wussten es vielleicht nicht und wiederrum andere haben sich vielleicht über das ungewöhnlich lange Glockenläuten gewundert. Das Wort Friede und auch sein Gegenteil ist in aller Munde. Die Medien berichten von Friedensverhandlungen, von Waffenstillstand, von erneuten „Unruhen“ und sogar von Hetzjagden. Überall wird davon gesprochen. Leider kann auch in der (kath.) Kirche gerade keine Rede von Frieden sein. Manche werden bei dem ein oder anderen Thema jetzt vielleicht denken „Nicht schon wieder, ich kann es nicht mehr hören.“, andere werden traurig oder enttäuscht, andere haben schon keine Hoffnung mehr, wenn Sie die Nachrichten einschalten. Vielleicht haben sie mit Nachbarn, Freunden, Familienmitgliedern erst neulich über solche Thematiken gesprochen, diskutiert oder gar gerungen. Zu unserer Wirklichkeit gehören dies gerade genauso, wie die vielen schönen Ereignisse, die wir erleben dürfen. Doch Krieg und Gewalt sind keine Wirklichkeit, die wir uns wünschen. Wussten Sie, dass Waffen teilweise Tiernamen haben; ein Panzer heißt z.B. Leopard, kurz Leo, ein anderer Dachs. Ludwig Wittgenstein sagte einst: „Sprache schafft Wirklichkeit.“ Was bedeutet es für unsere Wirklichkeit, wenn wir verniedlichende Wörter wie ‚Leo‘ für eine Maschine benutzen, die nur entwickelt wurde um zu Zerstören? Wortklaubereien und Abmilderungsversuche („Es war keine Hetzjagd.“) nehmen Einfluss auf unsere Wirklichkeit. Wie wir über etwas sprechen und welche Wörter wir benutzen, kann eine große Rolle spielen. Auch der Prophet Jeremia kennt dieses Problem. Er klagt über das Unrecht, welches die Regierenden seiner Zeit über das Volk bringen und es Frieden nennen: „Den Zusammenbruch meines Volkes, möchten sie heilen, indem sie sagen: Friede, Friede! - Doch da ist kein Friede.“ (Jer 8,11). Manches beim Namen zu nennen, schmerzt. Es verletzt uns. Doch auch für unseren inneren Frieden ist es wichtig, dass wir die Dinge aussprechen, ansprechen. Sprache schafft Wirklichkeit! Wir können diese Wirklichkeit mitgestalten und mit unserem Sprechen Klarheit schaffen, (unschöne) Wahrheiten benennen, differenzierte Blicke ermöglichen und Frieden stiften. Ich wünsche uns, dass wir stets den Frieden suchen und ihm nachjagen, in Gedanken, Worten und Werken.