Wort zum Sonntag für den 27.05.2018
Ich habe neulich relaxt als Privatperson sonntagmorgens in einer Kirchenbank gesessen. Ich kannte die Pfarrei nicht. Irritiert hat mich, dass so viele Kinder anwesend waren.
Nach dem Evangelium schnappte sich der Pfarrer ein Mikrofon und ging zu den Kindern. Als Fremde war mir erstmal unklar, worüber Kinder und Pfarrer sprachen. Klar war nur, dass die sich richtig gut kennen. Später hat mich ein Gemeindemitglied aufgeklärt, dass es keinen Kommunionunterricht mehr gibt. Die Kinder gehen in die Kirche. Statt Predigt gibt es ein Gespräch und im Anschluss an die Kirche gibt es Frühstück und Fußball spielen mit Pfarrer.
Das Überraschendste aber war, worüber Kinder und Pfarrer redeten. Was bedeutet es nämlich, wenn wir alle „Tempel des Heiligen Geistes“ sind? Da ein Tempel ein besonderer Ort ist, den man besonders pflegt und mit besonders viel Respekt betritt, bedeutet das, dass man sich und andere respektvoll behandeln müsse. Also sollte man das Mitschülerschubsen auf dem Schulhof eher unterlassen. Dann kann man sich in der Supermarktschlange eben nicht vordrängeln oder unhöflich rumpöbeln.
Schade nur, dass Erwachsene nicht immer dieselben Schlüsse ziehen, wie die Kinder, wenn sie Bibeltexte hören oder lesen. Und nicht immer ist es für mich nachvollziehbar, warum so viele Erwachsene zwischen Leben und Glauben trennen. Selbst schwierige Paulustexte sind nach einigem Nachdenken doch ganz praktisch und alltagstauglich umsetzbar.
Und das würde ich uns Christen wünschen, dass wir den Praxisbezug sehen und leben, dann sehen auch die anderen Mehr. Dann sehen alle, dass Gott das Leben schöner macht.
Ursula Dörner-Bramer, Pastoralreferentin St. Petrus Herborn