Wort zum Sonntag für den 3. November 2019
Wo kommt dieser Hass in der Gesellschaft her? „Hater“ (engl. für Hasser) zu sein, ist nichts Außergewöhnliches mehr. Mit einer Gruppe junger Katholiken beschäftige ich mich derzeit mit diesen Fragen: Woher kommt der Hass, den sie auch in ihrer Altersgruppe mehr und mehr beobachten? Und wie soll man diesem Hass begegnen, ihn überwinden?
Eine Möglichkeit könnte sein, mit solchen Menschen zu sprechen. Aber wie kann Kommunikation gelingen, wenn z.B. der 4. September 2015, die Entscheidung der Bundeskanzlerin, Sonderzüge für völlig entkräftete Flüchtlinge einzusetzen, für den einen eine alternativlose, humanitäre und auch christliche Hilfsaktion war – für den anderen aber der angebliche beginnende Völkermord am eigenen Volk. Da gibt es nicht wirklich viel zu reden. Zwischen beiden Sichtweisen liegen Welten.
Wenn in Thüringen fast jeder Vierte mit Höcke einen Mann wählt, der von „Rückeroberung“, „Remigration“ und „wohltemperierter Grausamkeit“ fabuliert, dann wird deutlich, dass die einzige wirklich Alternative für gesellschaftliches Leben klare Kante sein muss. Klare Kante zeigen und Hass als solchen zu entlarven ist wirklich alternativlos geworden. Denn der verbalen Gewalt wird die physische Gewalt folgen und tut es jetzt schon. Höcke sagt den „Furor teutonicus“ voraus, die „legendäre“ germanische Angriffslust.
Ja, die spüre ich auch in mir, aber nicht so, wie der Herr Höcke sich das wünscht. Ihm und seinesgleichen setze ich entgegen, keinen Anteil an ihrer Spirale des Hasses zu haben. Ihnen setze ich mit der Bibel das christliche Menschenbild entgegen (Gott schuf den Menschen), die Gastfreundschaft (Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten) und die Liebe (Wer hasst, lebt ganz und gar in der Finsternis und weiß nicht, wohin er geht). Den Unterschied, so sagte eine Jugendliche neulich, macht die Nächstenliebe. Sie ist der Gegenentwurf. Ich glaube, dass es wieder vermehrt auf uns Christen ankommt. Ich hoffe, Sie sind gegen Hass dabei!
Past. Referent Michael Wieczorek
Herz Jesu Dillenburg