Wort zum Sonntag für den 10.4.2020
Liebe Leserinnen und Leser
Ich möchte zum Karfreitag so gerne über das Leben schreiben – und das Wort mit „C“ wird hierin NICHT auftauchen. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Aber ich kann dieses Wort fast nicht mehr hören, sehen und lesen. Aber heute braucht es das auch nicht. Denn der Karfreitag 2020 ist ja beinah ein Karfreitag, wie er im Buche steht. Alles hat zu und der sprichwörtliche „Drops“ mit dem Tanzverbot ist dieses Jahr schon längst gelutscht. Jedes Jahr kreisten die Gedanken darum, wie herausfordernd der Karfreitag doch ist. 2020 aber ist der Karfreitag keine Herausforderung. Das Homeoffice hat zu. Homeschooling hat Pause. Regelrecht erholsam.
Während ich diese Zeilen schreibe, muss ich an eine Liedzeile aus einem Passionslied denken: „Sieh, wie mit dem Tod er ringt.“ Ja, es könnte eigentlich der schönste Karfreitag aller Zeiten sein, wären da nicht die vielen Menschen auf den Intensivstationen dieser Welt, die diesen Satz ständig und ganz existentiell vor Augen haben. Wären da nicht die Heime. Wären da nicht die Kühlhäuser voll Leichen.
Was kann also die Botschaft vom und zum Karfreitag sein? Nun, es ist nicht Vertröstung. Auch keine Durchhalteparole. So ziemlich auch der Allerletzte weiß mittlerweile, dass auch das Schlimmste, das Bitterste, das Sinnloseste nicht nur denkbar, sondern möglich und sehr realistisch ist. Jesus kehrte nach Karfreitag nicht in sein altes Leben zurück. Nach Ostern war damals und wird heute nicht alles wie früher sein. Aber etwas hat sich damals verändert. Und das gilt uns heute besonders: Der Mut zum Leben kehrte zurück. Wir spüren schon jetzt, dass es nicht das alte sondern ein verändertes Leben sein wird. Aber, und das möge die österliche Hoffnung sein, ein besseres Leben. Nicht nur für uns. Für die Welt. Jesus sagt: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“
Die „Fülle“ gilt es 2020 neu zu definieren. Und ich sehe schon jetzt viel Gutes: Solidarität. Zusammenhalt. Liebe. Bewahren wir uns das!
Pastoralreferent Michael Wieczorek
Herz Jeus Dillenburg