Wort zum Sonntag für den 11. Okt. 2020
Diskussion oder Dialog?
„Wir führen einen Dialogprozess“ , fast täglich lesen oder hören wir diese Aussage in den öffentlichen Medien, egal auf welchem Gebiet, ob Politik, Religion, Sport, Kultur und Wissenschaften. Es ist sicher gut und lobenswert, wenn Menschen versuchen, anstehende Probleme miteinander zu lösen. Leider müssen wir beim genauen Hinschauen und Hinhören erkennen, dass das Gespräch oft einzig und allein darauf abzielt, dass jeder Recht hat und auch Recht behält. Meinungen stoßen auf einander, weil sich jeder mit seiner Ansicht durchsetzen will. Sicher kennen Sie diese Art des Miteinanders auch. Wie oft kommt es in Familien zu erheblichen Streitigkeiten, weil die Eltern ihre Kinder bitten, rechtzeitig zu Hause zu sein, was nicht akzeptiert wird. Die Folge ist, dass die ganze Energie im Dialog nur noch in einem Gegeneinander besteht statt in einem Suchen nach einem gemeinsamen Weiterdenken.
Wir müssen leider feststellen, dass trotz der Notwendigkeit „Dialog einzuüben“ immer mehr Menschen dies als verschwendete Zeit ansehen. Es wird nach neuen Möglichkeiten der Gesprächsformen gesucht, einzig und allein, um rascher ans Ziel zu kommen.
Aber wie kann uns das gelingen? Wir müssen lernen zu unterscheiden zwischen Dialog und Diskussion. In der Diskussion werden Argumente eingebracht und ausgetauscht, mit dem Ziel zu gewinnen. Aber das Ziel des Dialogs ist, dass alle Teilnehmer gewinnen und der Gesprächsfaden nicht abreißt.
Was können wir – ein jeder von uns – dazu beitragen?
Wir müssen dem anderen zuhören und ihn/sie akzeptieren wie er/sie ist.
Wir müssen offen sein und uns selbst eingestehen, dass wir in vielem unwissend sind.
Wir müssen mit dem Herzen sprechen, das heißt: wir lassen auch Freude und Ängste zu.
Das Wichtigste ist. „ich/wir achten alle Menschen und ihren eigenen Blick auf unsere Welt.
Ich/wir versuchen die Welt mit den Augen der Andern zu sehen. Wenn uns das gelingt, wäre manches einfacher. Wenn wir als religiöse Gruppe, als Christen einen Dialog führen, sollten wir wissen dass Gott in unserer Mitte ist, denn Jesus hat gesagt „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen" (Matthäus 18,20).
Pater Joseph Mathew
Pfarrer in Herz Jesu Dillenburg und St. Petrus Herborn