Wort zum Sonntag für den 11.03.2018
Jesus ist nicht gekommen, um zu richten, sondern um zu retten!
Liebe Leserin, lieber Leser, Jesus ist nicht gekommen, um zu richten, sondern um zu retten.
Stellen Sie sich einen Gerichtssaal vor. Der Richterstuhl ist leer, offenbar stellvertretdend sitzt davor eine streng blickende Person, die Gerechtigkeit. Sie stützt sich auf einen ganzen Stapel Gesetzbücher und mustert die Anwesenden scharf. Ihr gegenbüer sitzt Jesus mit seiner kleinen Schwester Barmherzigkeit. Zwischen diesen Polen, genau in der Mitte, auf der Anklagebank, sitzen Sie und ich, wird jeder von uns einmal Platz nehmen.
Die Liste unserer Vergehen ist lang. Das Verhör beginnt. Fragen prasseln auf uns ein. Gerechtigkeit und Barmherzigkeit liefern sich ein Wortgefecht in der Befragung des schuldig Gewordenen. In diesem Moment geht die Tür des Gerichtssaales auf und herein kommt - Gott! Er entschuldigt sich für die Verspätung und nimmt auf dem Richterstuhl Platz
Die Gerechtigkeit will ihm eifrig Bericht erstatten, aber er winkt ab. Er wendet sich an den Angeklagten, an dich und mich und fragt: "Hat die Barmherzigkeit dich nicht verurteilt? Dann verurteile auch ich dich nicht. Geh hin und mach es besser! Ich hoffe, wir begegnen und oft in angenehmerer Umgebung!"
Unser Leben ist ein Prozess, kein Standbild. Indem wir uns bewegen, leben und sind, tun wir Gutes und Schlechtes. In früherer Zeit haben die Menschen das göttliche Gericht gefürchtet, sie hatten nicht nur Ehrfurcht, sondern hauptsächlich Furcht vor Gott, der ihnen als strenger, allmächtiger Richter verkündigt wurde. Aber Angst ist ein schlechter Ratgeber. Wer nur aus Furcht vor Strafe versucht, rechtschaffen zu leben, bleibt ich-verhaftet, will im Grunde nur sich selbst retten. Sicherlich: Strafe kann ein böses Verhalten stoppen, doch sie verändert den Menschen im Kern meistens nicht. Deshalb zeigt Jesus uns einen anderen Weg: Gott hat uns ohne Wenn und Aber angenommen. Wer daran glaubt, der kann sich in dieser Liebe bewegen, seine Schwächen ehrlich einsehen udn daraus mit sich und anderen immer besser leben.
Pfarrer Dr. Dr. Hermann-Josef Wagener