Wort zum Sonntag für den 11.11.2018
Es ist Herbst.
Über dem Aartalsee liegt dichter Nebel, der mit seinen Schwaden das ganze Tal einhüllt. Über den Bergen lässt sich schon die Sonne erahnen. Die Bäume haben größtenteils gelbe oder gar goldene Blätter. Im durchbrechenden Sonnenlicht beginnen sie langsam zu leuchten. Der Kampf zwischen Sonne und Nebel dauert lange, am Ende wird sich die Sonne durchsetzen.
Während dieses Naturschauspiels feiere ich im Haus des Lebens Gottesdienst, nicht weit vom Aartalsee entfernt. Während des Gottesdienstes bricht das Sonnenlicht immer mehr durch.
In diesem Monat, wo der Sommer unwiederbringlich dahin ist, die Schatten sehr lang sind und die Nächte wieder kalt werden, denken viele Menschen an ihre Verstorbenen. Wir erinnern uns an die schönen Momente, die wir mit ihnen erleben durften, und spüren besonders jetzt auch die Momente, wo wir einen lieben Menschen schmerzlich vermissen. Es ist ein schönes Zeichen, dass wir gerade in diesem Monat auf unseren Friedhöfen Kerzen entzünden. Sie sind nicht nur ein Zeichen dafür, dass wir unsere Verstorbenen im Herzen tragen und sie uns zu Lebzeiten viel Licht geschenkt haben. Sie drücken auch unsere Hoffnung und Sehnsucht aus, dass das Licht Gottes, das Licht der Liebe, stärker ist als das Dunkel des Todes, ja, dass unsere lieben Verstorbenen bei Gott leben und wir uns alle einmal dort wiedersehen werden.
Das nimmt uns natürlich nichts unsere Trauer oder unsere unerfüllten Sehnsüchte. Aber es schenkt unserem Leben mit all seinen Höhen und Tiefen, all seinen wunderschönen Momenten, aber auch seiner Dramatik, eine tiefe Hoffnung. Eine Hoffnung, die uns einen Sinn im Leben erahnen lässt und die uns glauben lassen darf, das keine noch so kleine liebevolle Tat umsonst war.
So wünsche ich uns allen, dass auch in unserem Herzen und in unserem Leben das Licht und die Liebe die Oberhand behalten, auch wenn manchmal die Schatten allzu lang zu werden drohen. So wünsche ich Ihnen und all den Menschen, die Sie im Herzen tragen, Gottes reichen Segen,
Ihr Pfarrer Christian Fahl,
Pfarrer von Herz Jesu Dillenburg und St. Petrus Herborn