Wort zum Sonntag für den 26.07.2020
Vielleicht haben Sie schon vernommen, wie Jesus davon spricht, dass das Saatgut des Sämanns auf unterschiedliche Böden fällt. Dabei können die Böden für verschiedene Lebensphasen eines einzelnen Menschen stehen, in denen Gott auf unterschiedliche Weise wahrgenommen wird.
Da gibt es Zeiten, in denen das Saatgut Gottes auf den „Weg“ fällt und „von den Vögeln gefressen wird“. Das sind Lebensphasen, in denen der Mensch viel in Bewegung und von Vielem bewegt ist, beispielsweise in der Pubertät, die starke körperliche und seelische Veränderungen sowie allerhand Unsicherheiten mit sich bringt. Oder auch die Zeit des Suchens wie Ausbildung und Berufsstart, Partnerschaft und Familiengründung, Eintritt in den Ruhestand. In solchen Lebensphasen hat der Betroffene nicht den Kopf frei für Gott. Oder Menschen verlieren Gott gerade dort, wo andere ihn finden und suchen.
Auch die Zeiten des „seichten Erdreiches“ kennt das Leben eines Menschen, in denen das Saatgut Gottes „sofort aufgeht“, aber mangels Verwurzelung gleich wieder „verdorrt“. In solchen Lebensphasen pflegt der Mensch eine eher oberflächliche Religiosität. Glaube ist dann nur ein kurz aufloderndes Strohfeuer für besondere Momente.
Die „Dornen überwuchern und ersticken“ das Saatgut. Auch diese Lebensphase kennt wohl jeder Mensch. Es sind Zeiten des Leids, das dem Menschen körperliche und seelische Schmerzen zufügt. Eine schwere Krankheit nimmt dem Betroffenen ganz in Anspruch und lässt ihn an Gottes Existenz zweifeln oder sie sogar leugnen. Gott ist dann tot für ihn.
Der „gute Boden“, auf dem das Saatgut „vielfältige Frucht bringt“, die Zeiten, in denen der Mensch aufgeschlossen ist für Religiöses und sich damit beschäftigt. Oft sind es auch besonders glückliche, zufriedene Lebensphasen, die den Menschen dankbar werden lässt. Das Ermutigende bei all den verschiedenen Böden ist: Gott bleibt in meinem Leben anwesend – unabhängig davon, wie ich mich gerade fühle. Deshalb ein Tipp: Genießen Sie Gott!
Pfr. Dr. Dr. Hermann-Josef Wagene