Wort zum Sonntag für den 8.9.2019
Werden Sie auch manchmal gefragt, warum Sie noch Mitglied in Ihrer Kirche sind?
Ich habe mich mit Anfang 20 dazu entschlossen, Katholische Theologie zu studieren. Unzählige Male habe ich auf die Fragen geantwortet, was man da eigentlich macht, ob ich dort ständig beten muss und nicht zuletzt die Frage nach dem „Warum?“. Nun bin ich seit einem Jahr als Pastoralassistentin im Bistum Limburg angestellt, und die Fragen in meinem Umfeld haben sich eigentlich nicht verändert.
Angesichts der Schlagzeilen und Themen wie Missbrauch, Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen, die Sexualmoral oder der Umgang mit wiederverheiratet Geschiedenen ist das auch nicht weiter verwunderlich.
Dabei soll(ten) in der Kirche ganz andere Themen im Mittelpunkt stehen. Für mich lautet eine der zentralsten Aussagen des Evangeliums: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Mk 12,31).
Die Spannung zwischen solch einer Aussage und der Realität ist bisweilen so groß, dass manche Menschen es einfach nicht mehr aushalten und sich in der Kirche nicht mehr beheimatet fühlen. Sie ziehen ihre Konsequenz und treten aus.
Als pastorale Mitarbeiterin und als Frau bin auch ich immer wieder mit dieser Spannung konfrontiert und es fällt mir nicht immer leicht, Antworten auf die Fragen zu finden.
In diesem Zweifel versuche ich mich auf das oben stehende Bibelzitat zu stützen.
Ich will den Menschen, denen ich begegne, Gutes tun. Ich will sie so behandeln, wie ich gerne behandelt werden möchte.
In der Hoffnung, dass auf meine guten Taten, wiederum gute Taten folgen, gehe ich meiner Arbeit in der Katholischen Kirche nach. Und wer weiß, vielleicht gibt es irgendwann eine Zeit, in der die positiven Nachrichten aus der Kirche nicht mehr von den Negativen überschattet werden.
Alena Steppan, Pastoralassistentin